„Der Sklave und sein Händler“ von Wolfgang Sorge

Gelungener Genremix

Wolfgang Sorge hat Spaß an historischen Rätseln und Geheimnissen. Bei der Lektüre einer westfälischen Chronik stieß er auf das Gerücht, das lautete: der aus Afrika stammende Tischlergeselle Antonio Congo habe in der Mitte des 19. Jahrhunderts im westfälischen Dorf Ottenstein nach (s)einem Sklavenhändler gesucht. Da es auf dem Friedhof des Ortes tatsächlich eine Grabstelle für einen Antonio Congo gibt, war das Interesse des Autors geweckt. Er hatte das Thema für den Roman „Der Sklave und sein Händler“ gefunden.

Die Geschichte wird erzählt, wie sie sich zugetragen haben könnte. Sie beschränkt sich dabei weder auf eine Zeitebene noch auf ein Genre. Der vorgelegte historische Roman ist in Wahrheit Drama (19. Jahrhundert), Reisebericht (20. Jahrhundert) und Prosatext (2009). Diese Mixtur ist dem Autor gelungen.

Im Drama lernen wir Antonio Congo kennen, der sich 1843 mit seinem Freund Hermann auf die Walz begibt. Erklärtes Ziel ist der kleine Ort Ottenstein, wo er auf Anna-Sophie Schomburg trifft. Das Reisetagebuch entsteht 1926, sein Autor ist der New Yorker Arthur Schomburg. Er schildert darin seine Reise nach Europa, auch ihn verschlägt es für einige Tage nach Ottenstein. Der Prosatext ist schließlich, mit weiteren Schomburgs in den Hauptrollen, zeitgenössisch.

Wolfgang Sorge ist ein spannendes Buch geglückt. Eigentlich Hotelier von Beruf, gründete er seinen eigenen Verlag, in dem „Der Sklave und sein Händler“ als erster Titel erschien. Der Homepage des Wiederkehr-Verlags, aber auch dem Impressum des Buchs ist zu entnehmen, dass Sorge sich Text-Profis an die Seite holte. Er wollte damit seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden. In dieser Zusammenarbeit entstand aus einer guten Geschichte nicht nur ein guter Text, sondern auch ein Beispiel für gelungene Bücher im Selbstverlag. Bravo, Herr Sorge!

Bibliografische Angaben: Wolfgang Sorge. Der Sklave und sein Händler. Wiederkehr Verlag, Hannover 2017. ISBN : 978-3-947108-00-8; 312 Seiten, € 14,80.