Kurz nach ihrem Geburtstag starb Erika Fuchs, einzige Tochter und Kind des Hellsehers Erik Jan Hanussen – bürgerlicher Name Hermann Steinschneider –, im Alter von 96 Jahren. Angesichts eines Interviews im Jahre 2007 lernte ich Frau Fuchs persönlich kennen. Zwei Stunden dauerte das Gespräch, in dem mir eine 87-Jährige gegenübersaß, die hellwach und resolut das Thema abblockte, an dem mein britischer Auftraggeber am meisten interessiert war: die 1930er-Jahre des Hellsehers bis zu seiner Ermordung:
Das Wort ‚Nazi‘ und der Tod meines Vaters, die Politik; mit dem will ich nichts zu tun haben, das ist ein Argument, das ich nicht mit Ihnen verhandeln werde.
Das saß! Interview zu Ende noch bevor es begonnen hatte!
Glücklicherweise aber ließ sie sich auf ein Gespräch ein und wir verbrachten zwei komplette Stunden miteinander, in denen sie über ihren Vater abseits der Politik und ihren eigenen religiösen Glauben sprach. Die ehemalige Schauspielerin fühlte sich mit ihrem Vater so eng verbunden, dass sie vor wichtigen Entscheidungen immer von ihm geträumt habe und sich unterstützt fühlte. Zuletzt gesehen hatte sie Hanussen bei seinem Besuch in Meran im Herbst 1932, die Tochter war zwölf Jahre alt. Die Erinnerung an diese Woche, in der sie von der Schule befreit war und jeden Tag mit dem Vater verbrachte, trug sie durch ihr Leben:
Er wird mich bestimmt holen und mir helfen, deswegen macht mir der Tod auch keine Angst.
Frau Fuchs wurde am 3. Oktober 2016 in Meran bestattet. Eine Biografie, entstanden aus Gesprächen mit Frau Fuchs, schrieb Delia Müller: Das bittere Erbe.
Foto: ©Waldemar Pelich, alle Rechte dort (www.pelich.de)